Trends werden kreiiert, um dem Puls der Zeit Ausdruck zu verleihen. Sie sind angesagt, werden entdeckt, ausgerufen und etabliert, um letztendlich doch wieder überholt zu werden. Ihren Trägern und Verkündern verleihen sie das Label „in". Einige sind langlebig, andere eher kurzlebig.
Dann geraten sie in Vergessenheit, bis sie schließlich aufs Neue ans Tageslicht des guten Geschmacks befördert werden. Vom Dachboden der Erinnerungen entstaubt, werden sie mit aktuellen Moden kombiniert und neu belebt.
Das beneidenswerte Schicksal von Trends sind ihre zyklische Wiederkehr, angereichert mit einer Prise Zeitgeist. Denn was schon einmal da gewesen ist, muss nicht zwangsläufig auch „altmodisch" sein, im Gegenteil, nicht ohne Grund waren Trends einst Trends.
Was in Musik und Mode einen permanenten Prozess des Neuerfindens beschreibt, ist bei der Gestaltung von Interieurs nicht anders.
Eine Wiederauferstehung feiert in diesen Tagen der tapezierte Raum. Nicht nur an einer Wand, sondern an allen vier Wänden. Die bevorzugte „featured wall" mag die dezente Zurückhaltung des Bewohners widerspiegeln, und sein ausgeprägtes Gefühl für Design erkennen lassen, aber spricht es nicht auch für eine gewisse Zaghaftigkeit – ein „sich-nicht-trauen"? Warum eigentlich?
Unter Berücksichtigung der Raumnutzung können dabei unzählige Varianten und Möglichkeiten die Lebendigkeit eines mit vier Wänden tapezierten Raumes aufwerten: So können in einem mit wenigen Möbeln ausgestattem Interieur kräftige Farben und Muster oder auch dunkle einfarbige Tapeten, die Formen der darin befindlichen Objekte unterstreichen und hervorragend zur Geltung bringen (vgl. auch Artikel Tinta Lousa).
In einem Raum mit vielen Möbeln und Objekten hingegen können hellere, dezente Muster, abgestimmt auf die Formen und Farben der dreidimensionalen Gegenstände, zu einem einheitlichen Raumklang beitragen. Nicht als abhebender Kontrast zum Hintergrund, sondern vielmehr als Mittel der Integration und Annäherung von Fläche und Objekt. Harmonie statt Gegensatz.
Je nach Präferenz können auch zwei gegenüberliegende oder zwei aufeinander stoßende Wände jeweils unterschiedliche Wandkleider tragen.
Trends zu schaffen, bedeutet aber auch, sich von gegenwärtigen und etablierten Praktiken loszulösen, Neues auszuprobieren, Neues zu wagen. Eine junge Generation entwickelt auch stets ihren eigenen Stil, vor allem wenn sie Vergangenes phantasievoll neu interpretiert, da sie es unvoreingenommen und neugierig betrachtet.
Warum also drei Wände vernachlässigen, wenn die 70er schon einmal bewiesen haben, dass nicht unbedingt Mut dazu gehören muss, sondern einfach nur ein persönlicher Stil und ein selbstbewusster Geschmack. Und sich darüber zu streiten wäre wirklich „von gestern".
Text: szim