Blauer Kreis, gelbes Dreieck und rotes Quadrat, wer denkt da nicht ans Bauhaus? Das Bauhaus, eine Schule die 1919 in Weimar gegründet wurde und die als die Wiege der Moderne gilt. Eine Schule, an der Gebäude, Möbel, Plakate und Gebrauchsgegenstände entworfen worden sind, die auch fast ein Jahrhundert später noch als modern gelten. Eine Schule, die es zum Ziel hatte Handwerk, Kunst und Technik zu verbinden und deshalb einen ganz besonderen Stundenplan besaß.
Die Ausbildung für die Bauhäusler und Bauhäuslerinnen begann mit dem Vorkurs, bei dem sie sich mit der Beschaffenheit von Farbe, Form und Material auseinandersetzten. Wer den Vorkurs bestanden hatte, durfte in den Werkstätten wie z.B. der Holz-, Metall-, Glas- oder Keramikwerkstatt oder der Weberei lernen, mit dem Ziel zum Ende der Ausbildung seine Kenntnisse am Bau praktisch anzuwenden. Die Farb- und Formlehre im Vorkurs war verpflichtender Bestandteil der Ausbildung und wurde von den Meistern Johannes Itten, Wassily Kandinsky und Paul Klee gelehrt. Die Übungen zu Farbnuancen, Farbkontrasten und Formen hatte starken Einfluss auf die Entwurfsarbeiten der Studenten in den Werkstätten.
Besonders die Entwürfe der Frauen, die fast alle ihre Ausbildung in der Weberei absolvierten, sind von dem Grundkurs in Farb- und Formlehre geprägt. Man kann sagen, sie haben die abstrakte Malerei in den Alltagsbereich der Textilien eingeführt. Man sieht es den Entwürfen an, dass die Textilkünstlerinnen von den Meistern Wassily Kandinsky und Paul Klee inspiriert wurden. Die Textildesigns von Gunta Stölzl, Anni Albers, Otti Berger, Monica Bella Broner, Kitty Fischer und Grete Reichardt, um nur einige zu nennen, sind wie abstrakte Gemälde, die mit Fäden gemalt wurden. Mit dem geradlinigen Raster des Webstuhls und der Vielfalt an gefärbten Garnen, entstanden unzählige, einzigartige geometrische Muster, basierend auf Grundformen, wie Dreiecken, Quadraten oder Streifen und auf dem Spiel mit Kontrasten und Proportionen.
Das gestreifte Muster dieses modernen Tapetenmodells erinnert sehr an die Wandbehänge von Anni Albers. In ihren Entwürfen, wie dem rot-weiß gestreiften Wandbehang (1926), zeigte sie das gekonnte Zusammenspiel von Farbe und Kontrast. Ein scheinbar einfaches Muster aus Blöcken und Streifen, das durch seinen eigenen Rhythmus und den Kontrast zwischen hell und dunkel, visuell spannend wird.
In der Weberei wurde experimentiert, mit Farben, Formen und Materialen. Die Grenzen der üblichen Textilgestaltung wurden überschritten. Gunta Stölzl, Meisterin der Weberei am Bauhaus, zeigt, dass der Variation beim Weben fast keine Grenzen gesetzt waren. Ihre Entwürfe bestanden unter anderem aus vielfarbigen Mustern aus Dreiecken, wobei der gekonnte Einsatz von Farben, Kontrast und Schattierungen die Muster dynamisch werden ließ. Dieses geometrische Farbenspiel findet man heutzutage z.B. bei folgenden aktuellen Tapeten wieder:
Was damals Avantgarde war, ist es heute immer noch. Die abstrakten und progressiven Textildesigns der Weberinnen vom Bauhaus haben auch fast ein Jahrhundert später nicht an Aktualität verloren.Heute lassen sich Mode-, Grafik- und Tapetendesigner von den Mustern aus den 20ern inspirieren. Dabei greifen sie die visuelle Sprache des Bauhauses wieder auf und interpretieren sie neu. Sie verwenden aktuelle Farbtöne, wie Pink, Türkis oder Petrol und Pastelltöne, wie zartes Rosa oder ein frisches Hellblau.
Nicht mehr als Wandbehang, sondern als Tapete kommen die geometrischen Muster 2015 an die Wand. Ohne die Wände neu streichen zu müssen oder neue Möbel anschaffen zu müssen, können Sie mit einer Tapete wieder Farbe in ihr Wohnzimmer bringen. Ob nur eine Wand oder ein ganzer Raum, geometrische Muster verleihen einen aufregenden Hintergrund. Dosiert eingesetzt können sie einen bestimmten Bereich im Raum hervorheben und akzentuieren, wie z.B. den Arbeits- oder Schlafbereich. Die bunten Streifen, Quadraten oder Dreiecken verleihen jedem schlichten Interieur das gewisse künstlerische Etwas.
Wer es lieber üppig mag und experimentierfreudig ist, kombiniert eine gemusterte Tapete mit gemusterten Accessoires, wie Teppiche, Plaids oder Kissen. Mit diesem Mustermix bringen sie Dynamik und Lebendigkeit in jeden Raum.
Text: szim