Bei meinem letzten Spaziergang durch München ist er mir aufgefallen, der Birkenwald in einem Friseursalon im Lehel (Stadtteil in München). Hier war definitiv ein Tapetenliebhaber am Werk - oder doch ein professioneller Innenarchitekt? Als ich den Laden betrete, stellt sich heraus, dass der Chef persönlich eine Leidenschaft für Tapeten und Einrichtung hat. Man sieht die Liebe zum Detail, zum Gesamtkonzept.
Das Mobiliar greift das Thema der Tapete auf, die Birken sind nicht nur an der Wand, sondern auch Regale und Tresen sind aus Birkenholz gefertigt. Und damit nicht genug, im Salon „solo“ kann man sich nicht nur zwischen Birken verschönern lassen, sondern auch umgeben von exotischen Schmetterlingen die eigene Metamorphose beobachten. Welcher kreative Kopf steckt dahinter und welche Geschichte kann er uns über seine Tapeten erzählen? Bei einem Interview mit dem Inhaber und Friseur William E. Feliciano erfahren wir mehr über seine Vorliebe für Tapeten und Raumgestaltung.
Herr Feliciano, warum haben Sie gerade für diesen Raum eine Tapete mit Bäumen ausgewählt?
In meinem vorherigen Salon hatte ich eine gestreifte Tapete, da diese den Raum öffnet. Als ich die neuen Räume gesehen habe, war mir sofort klar, dass ich hier wieder etwas Gestreiftes einsetzen wollte. Die Tapete mit den Bäumen hatte ich eigentlich immer schon im Visier. Es war schnell klar, dass sie gut in den neuen Salon passen würde. Das Schwarz der Bäume tritt zurück und das Weiß hervor, wie schwarz-weiße Streifen; das streckt natürlich auch einen relativ kleinen Raum. Passend zur Tapete habe ich dann auch ein Regal und den Tresen aus Birkenholz anfertigen lassen, um wieder auf das Waldthema Bezug zu nehmen. Auch die Leuchte aus einem großen Rohrgestell ist eine Idee für diesen Raum, die extra dafür realisiert wurde.
Wie kommt die Tapete bei Ihren Kunden an?
Anfangs kamen öfter Reaktionen von Kunden, heute etwas weniger, da die meisten die Tapete schon kennen und sie seit fünf Jahren zum Salon gehört. Jedoch ist gerade die Baumtapete in dieser Zeit zum Markenzeichen für uns geworden, sie hat einen hohen Wiedererkennungswert, ist markant. Wenn Leute am Salon vorbeilaufen, dann erkennen sie die Tapete wieder und erinnern sich an den Laden. Ich bemerke auch, dass viele Architekten und Designer die Tapete wiedererkennen und sich dadurch angesprochen fühlen. Da sie bei uns im Eingangsbereich ist und diesen hohen Wiedererkennungswert hat, ist sie auch zum Hintergrund für unsere Webseite und unsere Mitarbeiterfotos geworden.
Wie kam es zur Schmetterlingstapete im oberen Teil des Salons?
Die Schmetterlingstapete ist relativ neu. Davor hatte ich dort eine graue Tapete mit Holzstruktur und das war mir einfach zu fad. Also bin ich auf die Suche gegangen und habe erst nach einer floralen Tapete oder einer Tapete im Vintagelook Ausschau gehalten. Letztendlich habe ich diese Schmetterlingstapete mit dem hellblauen Untergrund für mich entdeckt. Die hatte für mich auch den Vintagecharakter, den ich gesucht habe, wie aus dem 19. Jahrhundert. Durch die Farbe kommt sie auch sehr freundlich rüber, das war mir wichtig.
Was hat Sie bei der Einrichtung Ihres Salons inspiriert?
An sich sind es die Räume, für die man ein Gefühl haben muss. Man kann nicht mit einer festen Vorstellung irgendwo reingehen, man muss sich immer den Raum anschauen, auf sich wirken lassen und dann erst sollte man Entscheidungen treffen. Einem Raum gehört auch Respekt gezollt.
Was ist Ihnen in einem Raum wichtig?
Für mich persönlich sind Tapeten im Raum sehr wichtig, da sie doch etwas günstiger sind als Möbel und den Raum in seiner Wirkungsweise komplett verändern können. Dann kann man sich auch mit den Möbeln sehr zurückhalten. Mit Tapeten hat man einfach die Möglichkeit, einen Raum wirklich einzukleiden. Das spricht meiner Meinung nach sehr für Tapeten.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, umzusatteln und als Innenarchitekt zu arbeiten?
Ja, das werde ich schon öfter gefragt, aber ich glaube das ist nicht einfach. Es ist was anderes, wenn ich meinen Geschmack treffe oder wenn ich Eckpunkte eines Kunden gesetzt kriege. Ich glaube, das kann ein Innenarchitekt besser. Ich finde Einrichtung unglaublich schön und es macht mir Spaß, Emotionen damit zu erzeugen oder auch den Menschen darzustellen, der mit dem Raum lebt.
Wohnen Sie privat auch mit Tapeten?
Ja, aber die Tapeten sind weniger laut. Ich habe eine Strukturtapete, die war früher pink, also sehr laut, jetzt hab ich sie schwarz überstrichen. Eine Tapete auch mal zu überstreichen, das mach ich gerne, denn dabei erhält man ganz einfach eine neue und interessante Optik.
Haben Sie schon das nächste Tapetenprojekt im Kopf?
In Zukunft würde ich gerne mal abwaschbare Tapeten in der Küche oder im Bad ausprobieren, das steht noch im Raum.