Quer statt längs, horizontal statt senkrecht. Tapeten können je nach Muster auch waagerecht an die Wand gebracht werden, was für das Plus an interessanter Dynamik sorgt. Auch eine optische Verlängerung von kurzen Wänden ist durch diese Vorgehensweise möglich. Was es zu beachten gibt und wie Sie Schritt für Schritt vorgehen, erklärt dieser Ratgeber.
Voraussetzungen und Hinweise für das waagerechte Tapezieren
Ins Blaue hinein tapezieren, also ohne bestimmte Voraussetzungen und Hinweise zu beachten, das funktioniert beim Quertapezieren nicht. Daher haben wir die wichtigsten Punkte aufgeführt, damit sich das Ergebnis sehen lassen kann.
1. Tapetenauswahl: Muster, Effekte, Strukturen, Farbe
Wenn Sie quer tapezieren wollen, müssen Sie auch quer denken. Denn nicht alle Tapeten bzw. Muster eignen sich für die horizontale Anbringung. Es kommt immer auf das konkrete Muster und die Farbgebung an.
Viele geometrische Muster bieten sich an, insbesondere Streifentapeten, wobei die Streifen auch wellenartig ausfallen dürfen. Denn das bringt eine angenehme Bewegung ins Spiel und erinnert bei passender Farbgebung an das rauschende Meer. In Frage kommen auch Tapeten mit Blumenmuster und Ranken oder mit Barock- oder Retromuster, die in der Waagerechten eine optisch gute Figur machen. Tapeten mit Muster, die Materialimitationen darstellen, z.B. Steintapeten, Holztapeten, Marmorimitation, Kachelimitation, können in der Horizontalen ein völlig neues Wirkspektrum entfalten. Unifarbene Tapeten mit leichten Farbschattierungen oder Farbverläufen sind ebenfalls eine Option.
Wichtig ist, dass das Muster nicht auf dem Kopf steht und als harmonisch empfunden wird. Das probieren Sie am besten aus, indem Sie die Tapete zunächst einmal quer halten und betrachten. Ungeeignet für die Queranbringung sind motivische Mustertapeten mit Figuren oder Gegenständen.
Berücksichtigen Sie auch die Struktur der Tapete, z.B. bei Natur-, Textil- und Flocktapeten. Denn die muss in der horizontalen Ausrichtung mit dem Auge des Betrachters harmonieren und darf nicht irritierend wirken. Zudem ist auf Glanz, Schimmer, glitzernde und metallische Effekte zu achten. Diese können bei Lichteinfall für Blendung oder unangenehme Lichtreflexe sorgen, wenn die Tapete horizontal geklebt wird.
Machen Sie im Zweifel immer erst die Probe aufs Exempel und pinnen Sie eine oder zwei Bahnen übereinander mit Reißbrettstiften an die Wand, um die Wirkung von Muster, Farbe und Effekten zu testen. Bei der Farbgebung entscheiden die allgemeinen Regeln im Hinblick auf Raumgröße, Raumhöhe, Raumschnitt und besondere Merkmale.
Bei Tapeten, die quer angebracht werden, muss das Muster der bereits geklebten Bahn, mit den ober- und unterhalb angebrachten Bahnen in der Breite fortlaufend übereinstimmen. Am einfachsten funktioniert das mit ansatzfreien Mustertapeten. Ist ein Versatz zu beachten, sollte der Musteranfang festgelegt werden und ein entsprechender Zuschnitt erfolgen. Hier hilft unsere Tapezieranleitung Wie schneide ich eine Tapete zu.
Eine Besonderheit sowohl bei senkrechter als auch horizontaler Anbringung zeigt sich mit Tapeten, die gestürzt geklebt werden, um nicht vollständig bedruckte Tapetenränder auszugleichen. Wie beim Rapport findet sich dafür das entsprechende Symbol (zwei entgegengesetzte Pfeile) im Einleger der Tapetenrolle. Weitere Infos dazu finden sich im Ratgeber Was bedeutet Tapeten gestürzt kleben.
2. Trägermaterial der Tapete
Quer Tapezieren bedeutet, gegen die Schwerkraft zu arbeiten und hier kommt die Art des Tapetenträgers ins Spiel. Am besten eignen sich Tapeten mit Vliesträger, da hier die Wand, und nicht, wie bei Tapeten mit Papierträger, die Tapete eingekleistert wird. Vliestapeten können handlich aufgerollt werden, um sie dann Stück für Stück an der eingekleisterten Wand aufzurollen. Das kann auch eine Person alleine schaffen.
Papiertapeten erfordern eine Einweichzeit und müssen dementsprechend zusammengelegt werden. Das Ankleben ist ohne einen Helfer nahezu unmöglich. Die Tapete kann einreißen, weil die Schwerkraft nach unten zieht.
3. Gerade Wände und Böden
Während sich bei der senkrechten Tapezierweise Defizite in der Geradlinigkeit des Raumes relativ problemlos und optisch unauffällig ausgleichen lassen, sieht das bei horizontaler Anbringung schon ganz anders aus. Prüfen Sie daher, ob Wände, Boden und Decke in der Waagerechten sind. Das geht am besten mit einer Bleiwaage, die Sie an mehreren verschiedenen Bereichen, auch in den Ecken, anlegen. Minimale Abweichungen sind nicht tragisch, sobald sich jedoch größere Unregelmäßigkeiten zeigen, sollten Sie auf das Quertapezieren verzichten. Das Ergebnis kann sich dann einfach nicht sehen lassen und die Tapete ist immer ein Störfaktor für das Auge. Auch das Anbringen erweist sich als schwierig, weil Sie niemals an einer geraden Linie ausrichten können, wenn Wand, Boden oder Decken schief sind.
Die Anleitung fürs Quertapezieren am Beispiel einer Vliestapete ohne Rapport
Nachdem die Wahl auf die passende und geeignete Tapete gefallen ist, kann es losgehen. Eine zweite Person erleichtert die Arbeit ungemein, gerade in der Höhe. Bereiten Sie den Raum und den Untergrund vor. Unsere Tapezieranleitungen zeigen Ihnen, wie Sie es richtig machen. Die nächsten Schritte sind wie folgt:
Ausmessen und Zuschnitt der Tapete
- Messen Sie als erstes die Höhe der Wand aus.
- Teilen Sie die Höhe der Wand durch die Tapetenbreite und runden Sie nach oben auf, das ergibt die Anzahl der Bahnen. Beispiel: 250 cm Höhe, Tapetenbreite 53 cm. Das entspricht aufgerundet 5 Bahnen.
- Anschließend legen Sie fest, wie die Bahnen an der Wand verteilt werden sollen, also den ersten Ansatzbereich. Es sollte sich keine Naht in Augenhöhe befinden.
- Am besten beginnen Sie mit der zweiten Bahn von oben (Decke).
- Die Bahnbreite abzgl. 2 cm ergibt den Ansatzpunkt. Hier ziehen Sie nun eine waagerechte Lotlinie über die gesamte Wandbreite. Arbeiten Sie dabei mit einer Wasserwaage, um zu prüfen, ob Sie eine hundertprozentig gerade Linie haben.
- Messen Sie nun die Breite der Wand und rechnen Sie auf den Wert eine Zugabe von ca. 2 bis 3 cm hinzu.
- Schneiden Sie dann die Bahnen entsprechend in der Länge zu und rollen Sie die Bahn von links auf.
Anbringen der Tapetenbahnen
- Kleistern Sie die Wand ein.
- Legen Sie die erste Bahn an die Lotlinie an und zwar so, dass ein Überstand zur angrenzenden Wandfläche besteht.
- Rollen Sie die Bahn nun Stück für Stück exakt entlang der Lotlinie auf und drücken Sie die Bahn leicht an. Dann sollten Sie noch einmal mit einem Tapetenandrückroller nacharbeiten, um Blasen und Falten vorzubeugen.
- Schneiden Sie den Überstand in den Ecken ab.
- Nun bringen Sie die oberste Bahn über der ersten Bahn nach dem gleichen Schema an. Achten Sie hier darauf, Naht an Naht passgenau anzulegen (Das funktioniert nur bei geraden Wänden!) und gehen Sie mit einem Nahtroller nach.
- Anschließend wird der Überstand an der Decke abgeschnitten.
- Als nächstes folgt eine Bahn unter der zuerst angesetzten Tapetenbahn.
- Nach drei Bahnen sollte das Erscheinungsbild geprüft werden. Stellen Sie sich einige Meter entfernt von der tapezierten Wand auf und betrachten Sie die angebrachten Bahnen. Ist alles im Lot, machen Sie mit den restlichen unteren Bahnen weiter.
- Falls die letzte Bahn in Bodennähe zu lang sein sollte, können Sie diese vorher kürzen, wobei immer noch der Überstand zum Boden eingerechnet werden muss.
- Im letzten Schritt entfernen Sie den Bodenüberstand und haben es geschafft.
Bei Tapeten mit Papierträger sind die Schritte Ausmessen und Zuschnitt identisch mit der für Tapeten mit Vliesträger. Die Trägerschicht wird eingekleistert und die Tapete zusammengelegt, damit sie weichen kann. Ähnlich wie beim Decke tapezieren ist hier eine zweite Person unerlässlich. Ist die Einweichzeit abgelaufen, wird die Tapete von zwei Personen aufgenommen. Eine Person zieht nun die Tapete etwa 50 cm auf und drückt dieses Stück an, die andere hält das Reststück in der Schwebe. Auch hier empfiehlt sich das Nacharbeiten mit einem Andrückroller.