Die Wiederholung der Zukunft

An Zukunftsvisionen hat es der Menschheit noch nie gemangelt. Denn anders als die Vergangenheit ist die Zukunft ein unbeschriebenes Blatt. Sie ist nicht mit Fakten und Ereignissen übersät, sondern voll mit utopischen Ideen, die mühelos die Unzulänglichkeiten des Alltags, die technischen und physikalischen Grenzen überwinden können. Die Realität einfach ausblenden und die Welt gestalten, wie man sie gerne hätte – frei und fiktiv.

Hollywood-Streifen bieten das ganze Spektrum verschiedenster Zukunftsphantasien. Science-Fiction von heile Welt bis Horrorszenario, ausgestattet mit Raumschiffen, fliegenden Fahrzeugen, Robotern, Mensch-Maschinen, Teleportationen, Zeitreisen und nicht zuletzt dem Wunsch – so alt wie die Menschheit selbst – frei in Raum und Zeit navigieren zu können. Doch was ist heute von der imaginierten Zukunft eigentlich übrig geblieben?

Ein Rückblick am Beispiel von "Zurück in die Zukunft"

In Robert Zemeckis Science-Fiction-Trilogie reisen Marty McFly (Michael J. Fox) und Doc Brown (Christopher Lloyd) mit ihrer Zeitmaschine im Jahr 1985 dreißig Jahre in die Vergangenheit und dreißig Jahre in die Zukunft. Das Jahr 1955 kommt daher wie man es sich vorstellt oder selbst noch erlebt hat: zeitgenössische Autos, Wohnungseinrichtungen und passende Kleidungsstile. Der Ausblick auf technischen Neuerungen im Jahr 2015 vermittelt unterdessen eine Idee davon, wie man sich 1985 die Zukunft vorgestellt hat: schwebende Skateboards, selbstbindende Schuhe, größenflexible Kleidung, 3D-Hologramme, elektrifizierte Wandverkleidungen – die Gegenwart lässt grüßen. Bis auf fliegende Autos sind die meisten dieser Ideen bereits umgesetzt oder zumindest auf dem besten Weg ihrer Alltagstauglichkeit.

Ein Ausblick am Beispiel der LED-Tapete

Apropos elektrifizierte Wandverkleidung. Im Film gehört sie zur Standardausstattung einer Wohnungseinrichtung im Jahr 2015. Ein Blick auf die Gegenwart zeigt auch hier: gibt es schon, und zwar in Form von LED-Tapeten. Anlass genug, sich diese einmal genauer anzusehen.

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Die vom bekannten Licht-Designer Ingo Maurer entworfene LED-Wallpaper ist zusammen mit der Firma Architects Paper entwickelt worden, die sie momentan auch produziert. Ähnlich wie bei Leiterplatten werden Schaltungen auf die Vorderseite gedruckt. Danach werden hunderte kleiner Leuchtdioden manuell auf diese aufgeklebt. Wie bei einem normalem Tapetendruck gibt es ein sich wiederholendes Muster aus LEDs, die per Fernbedienung geschaltet werden können. Aufgrund der hohen Anzahl der Leuchtdioden ist die Lichtausbeute sehr hoch. Die Sichtbarkeit der Leiterplatten verleiht der Tapete eine eigene Ästhetik und macht dem Betrachter zugleich ihre Funktionsweise transparent. Eine Leuchttapete, die vor allem in dunklen Umgebungen wie Bars oder Diskotheken gut zur Geltung kommt und für lebendige Lichteffekte sorgt.

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Eine gänzlich andere Optik und Funktionsweise bedient die LED-Tapete der Künstlerinnen Meystyle aus London. Ihr Fokus liegt auf dem gedruckten Design der Tapete. Die LEDs dienen eher als dekoratives Zusatzfeature, als Teil des Rapports. Mittels gedruckter Elektronik gelangt der Strom vom Inneren der Tapete zu den auf der Vorderseite aufgeklebten Leuchtdioden. Sehr helle Leuchtpunkte strahlen in gleichmäßigen oder ungleichmäßgigen Abständen von der Wand.

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Das Design der Tapete ist individualisierbar. Anders als Maurers LED-Tapete ist diese jedoch weitaus alltagstauglicher und kann in Wohnräumen oder beispielsweise Boutiquen eingesetzt werden.

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Eine alte Technologie in neuem Gewand ist die Lichtleitfaser-Tapete von Marburger. Dabei werden Lichtleitfasern, die seitlich Licht abgeben, in Längsstreifen parallel auf die Tapetenbahn geklebt. An Raumdecke oder Fußboden entstehen dadurch viele lose Faserenden. Sie werden gebündelt und an eine große LED-Lampe gekoppelt, die ebenfalls ins Wandbild integriert wird. Eine Lampe reicht dabei immer für zwei Tapetenbahnen. Die Lichtausbeute der Fasern ist dabei relativ gering, weswegen eher ein Dimm- denn ein Leuchteffekt zustande kommt. Daher sollte diese Tapete auch eher in sehr dunklen Räumen zum Einsatz kommen.

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Die nächste Generation von LED-Tapeten steckt bereits in den Kinderschuhen. Aktuell tendiert die Produktentwicklung zur Verwendung von organischen Leuchtdioden, sogenannten OLEDs. Damit wäre es vorstellbar, dass OLED-Pasten – ähnlich wie gewöhnliche Farben – auf Tapeten gedruckt werden, um vollflächige Leuchtfelder zu erzeugen oder gar ganze tapezierbare Bildschirme, die auf Wunsch jederzeit ihre Ansicht ändern können.

Fiktionen, Visionen, Hirngespinste – mögen sie auch noch so absurd sein: sie liefern den Stoff aus dem Zukunft gemacht wird. Auf der Leinwand und im echten Leben. Im permanenten Fluss der Zeit werden einige in naher, andere in ferner Zukunft reproduziert – manchmal weil die Zeit dafür noch nicht reif zu sein scheint, manchmal weil es an technischen Voraussetzungen fehlt. Der Filmindustrie in Hollywood jedenfalls dürften die Ideen für düstere oder berauschende Zukunftsszenarien so schnell nicht ausgehen. Vielleicht wiederholt sich ja nicht die Geschichte, sondern die Zukunftsvisionen der Vergangenheit ... bleibt zu hoffen, dass es nur die guten sein werden.

Text: szim

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