Offene Nähte nach dem Tapezieren - Vorbeugung und Behandlung

Offene Nähte nach dem Tapezieren - Vorbeugung und Behandlung

Wenn nach dem Tapezieren bzw. der Trocknung offene Nähte erkennbar sind, dann ist das ärgerlich und beeinträchtigt das Gesamtbild. Doch dieses Problem lässt sich in der Regel gut beheben.

Der Ratgeber zeigt auf, welche Ursachen zu offenen Nähten nach dem Tapezieren führen können, wie Sie diesen vorbeugen und aufgegangene Nähte fachgerecht schließen.

Ursachen für offene Nähte und wie man ihnen vorbeugt

Wenn sich die Nahtstellen lösen, kann es hierfür gleich mehrere Gründe geben. Mitunter reicht einer, um die offene Naht herbeizuführen oder es treffen gleich mehrere ungünstige Faktoren zusammen. Im Einzelnen:

1. Der Untergrund ist nicht richtig vorbereitet

Es kann nicht oft genug gesagt werden, wie immens wichtig die Untergrundvorbereitung ist. Offene Nähte können entstehen, wenn sich der Untergrund sehr saugfähig oder kaum saugfähig zeigt. Beides wirkt sich negativ auf die Trockenspannung aus. Auch alte Farbschichten oder Unebenheiten, die nicht sorgfältig entfernt oder behandelt wurden, führen zu Problemen bei der Tapetenhaftung. Ist der Untergrund stark saugend, muss er ebenso wie ein schwach saugender, abgesperrter oder abfärbender Untergrund mit den entsprechenden Produkten vorbereitet werden. Alte Anstriche, lose Teile und sämtliche Unregelmäßigkeiten sind zu beseitigen. Bei schwierigen Untergründen kann auch eine Makulaturtapete die richtige Lösung sein. Im Zweifel lassen Sie sich am besten beraten.

Tapezier-Untergrund

2. Unregelmäßige Weichzeiten & Trocknung bei Tapeten mit Papierträger

Tapeten mit Papierträger benötigen nach dem Einkleistern eine Weichzeit, die sich nach der Tapetenart richtet und für jede Bahn akkurat einzuhalten ist. Abweichungen (zu kurze, zu lange Einweichzeit, unterschiedliche Einweichzeiten je Bahn) begünstigen offene Nähte.

Eine trockene Standard-Tapetenbahn misst in der Breite 53 cm, im eingekleisterten Zustand hat sie sich auf ca. 54 cm ausgedehnt. Die Einhaltung der vorgegebenen Weichzeit für jede Bahn dient also dazu, dass der Zuwachs von ca. 1 cm bei jeder Bahn erreicht wird. Während des Trocknungsprozesses zieht sich die Tapete wieder zusammen und spannt sich auf dem Untergrund glatt, wenn der Kleister anzieht. Dieser sollte also schneller trocknen als die Tapete. Das ist der Fall bei einer moderaten Raumtemperatur um die 18 Grad. Durch eine zu hohe Temperatur im Raum oder Zugluft trocknet hingegen die Tapete schneller als der Kleister, die Trockenspannung kann nicht ausgeglichen werden, was die Nähte aufplatzen lässt.

Versiegelte Untergründe, die keine Feuchtigkeit durchlassen, in Verbindung mit beschichteten Tapeten (z.B. Vinyl) können hingegen für einen zu langen Trocknungsprozess sorgen, der Kleister bleibt zu lange feucht. Auch hier kann die Trockenspannung nicht optimal ausgeglichen werden, was später offene Nähte hervorbringt.

Weichzeiten-bei-Papiertapeten-beachten

3. Ränder bei Papiertapeten weisen zu wenig Kleister auf oder sind angetrocknet

Bei den Seitenrändern einer jeden Papiertapetenbahn ist der Kleisterauftrag besonders sorgfältig durchzuführen. Die Ränder sollten vollständig, aber nicht übermäßig bedeckt sein. Das Zusammenlegen der Bahnen zum Einweichen muss so erfolgen, dass die Ränder passgenau aufeinandertreffen und nicht verschoben sind, sonst trocknen die unbedeckten Stellen aus. Optimal ist es, die zusammengelegte Tapete noch einmal aufzurollen, um ein Hochstellen der Kanten und damit das Austrocknen zu verhindern.

Raender-bei-Papiertapeten-einkleistern

4. Falscher oder zu schwacher Kleister

Es versteht sich von selbst, den richtigen Tapetenkleister zu verwenden. Hinweise dazu finden sich auf dem Tapeteneinleger. Bei schweren und beschichteten Tapeten wird oftmals die Zugabe von Dispersionskleber empfohlen. Auch hierzu sind Angaben auf dem Einleger vermerkt. Greifen Sie lieber zu hochwertigen Markenprodukten als zu Billigware. Das zahlt sich nachweislich im Ergebnis aus.

Wenn die Wand eingekleistert wird (Tapeten mit Vliesträger), gehen Sie am besten bahnenweise vor. So stehen Sie nicht unter Druck, können Bahn für Bahn in Ruhe angehen und verhindern ein Antrocknen des Kleisters. Kleistern Sie die Wand immer ca. 2 cm über die Bahnbreite hinaus ein, um sicherzustellen, dass die ganze Tapetenbahn erfasst wird.

Richtigen-Kleister-verwenden

5. Temperaturschwankungen & oft übersehene Wärmefaktoren

Ob es sich um eine Tapete mit Papier- oder Vliesträger handelt -Temperaturschwankungen und eine starke Wärmezufuhr wirken sich ungünstig auf die Nähte aus. Das fängt schon beim Lagern der Tapete an. Nach dem Kauf sollte sie unverzüglich in dem Raum gelagert werden, in dem sie verarbeitet wird, mindestens jedoch 48 Stunden vorher. Ideal zum Tapezieren und für die Trocknung der Tapete ist eine Raumtemperatur von 18 Grad. Während und wenige Tage nach dem Tapezieren sollte die Raumtemperatur keinen starken Schwankungen ausgesetzt sein. Oft übersehen werden Wärmefaktoren wie starke Sonneneinstrahlung, Lampen, die starke Hitze entwickeln oder Öfen und Heizungen, hinter denen tapeziert wird.

Falsche-Temperatur-beim-Tapezieren

6. Unsachgemäße Behandlung der Nahtstellen

Ab der zweiten Bahn ist größte Aufmerksamkeit bei den Nähten angebracht. Das bedeutet, dass die Tapeten exakt Stoß auf Stoß geklebt werden müssen, weder überlappend noch mit einem Spalt Luft dazwischen. Verwenden Sie zum Andrücken der Tapete an den Nahtstellen einen geeigneten konischen Nahtroller.

Nahtroller-Tapeten

So schließen Sie offene Nähte professionell

Offene Nähte können auch den Profis passieren, niemand ist eben perfekt. Zum Glück gehört dieses Tapezierproblem der Kategorie „weniger tragisch“ an und ist leicht zu beheben. Sie brauchen dazu eine geringe Menge Kleister, am besten Sie nutzen einen Rest vom bereits angerührten. Ansonsten rühren Sie den Kleister neu an. Je nach Größe der offenen Naht, nehmen Sie einen passenden Pinsel zur Hand. Hier sind solche mit einem langen Stiel ideal, da sie damit genügend Reichweite zum Arbeiten haben. Tauchen Sie den Pinsel in den Kleister ein und streifen Sie überschüssiges Material ab. Nun führen Sie die Pinselspitze vorsichtig unter die Tapete, bis Sie einen Widerstand spüren. Tragen Sie den Kleister sorgfältig an den trockenen Stellen und auf den Untergrund auf.

tapetennaehte-loesen-sich

Behandeln Sie alle offenen Nahtstellen einer Bahn nacheinander, drücken Sie diese aber noch nicht an. Gönnen Sie den eingekleisterten Nähten eine kurze Einweichzeit. Dann drücken Sie die Tapete mit einer Moosgummirolle oder einem Nahtroller an und verteilen den Kleister in Längsrichtung, damit überschüssiger Kleister herausgedrückt wird. Diesen mit einem feuchten Lappen abstreichen.

Alternativ und wenn die Nähte immer wieder aufgehen, sollte ein spezieller Nahtkleber zum Einsatz kommen, der im Fachhandel oder Baumarkt für kleines Geld erhältlich ist. Der Klebstoff wird direkt aus der Tube auf die Tapete aufgetragen und mit einem Pinsel oder Wattestäbchen verteilt.