Endlich prangt sie an der Wand, die neue schillernde Mustertapete, die den Augen große Freude macht und die Sinne glücklich stimmt. Doch die Freude währt nicht lange, denn auch Mieze und Bello haben ihr Herz für die Tapete entdeckt und sich daran eifrig ausgelassen. Kratz- und Reißspuren treiben Frauchen und Herrchen zur Verzweiflung und sie sehen erst mal Rot.
Dieses Szenario kennen leider viele Haustierbesitzer und in unzähligen Internetforen wird das Thema heiß diskutiert. Es ist keine Frage, dass es mehr als ärgerlich ist, wenn die hochwertige neue Tapete mit dem tollen Muster in Fetzen von der Wand hängt und niemand hat Lust, Zeit und Geld, mehrere Male im Jahr zu tapezieren.
Welche Tapeten eignen sich für Haustierbesitzer und sind Tapeten generell die optimale Lösung für die Wandgestaltung? Dem gehen wir einmal näher auf den Grund. Es sei vorweg gesagt, dass es die ultimative Tapete, die von Hund und Katze verschont bleibt, nicht gibt, da es auch kein Patentrezept gegen das Kratzverhalten gibt, denn gerade bei Katzen gehört es zu den normalen Bedürfnissen. Allerdings muss es nicht die Tapete sein, die Katze und Hund bearbeiten. Wie bei so vielen Dingen im Leben gilt es, die Ursache zu analysieren und entsprechend zu reagieren. Dann legt sich auch das unerwünschte Kratzen und Reißen an der Tapete, denn Tiere sind lernfähig, doch der Haustierbesitzer muss auch aufmerksam sein.
Gründe, warum Katzen und Hunde die Tapete bearbeiten
Krallenpflege und Markierungen für das eigene Revier setzen, liegen in der Natur der Katzen und dazu suchen Sie sich Flächen, welche dafür geeignet sind. Die Krallenpflege ist ein natürliches Bedürfnis, dem die Katze instinktiv nachgeht. Dazu braucht es Strukturflächen, die Widerstand bieten, und das kann auch die Strukturtapete sein, wenn andere Kratzmöglichkeiten fehlen oder unattraktiv bzw. wenig funktional sind.
Krallenspuren an der Tapete können weiterhin der Reviermarkierung dienen, die oftmals dann von der alteingesessenen Katze vorgenommen wird, wenn neue Katzen in den Haushalt kommen. Dabei handelt es sich um Sicht- und Duftmarken, die durch die in den Pfoten befindlichen Talg- und Schweißdrüsen gesetzt werden und welche den anderen Katzen signalisieren sollen - Das ist mein Revier! Auch geschlechtsreife Katzen machen sich oft an der Tapete zu schaffen.
Mangelnde Aufmerksamkeit und Langeweile sind weitere Gründe, warum Katzen sich an der Tapete vergreifen. Anspannung, Stress sowie Krankheiten gehören ebenfalls in das Ursachenrepertoire für den Angriff auf die Tapete.
Bei Hunden ist die Hauptursache oftmals mangelnde Zuwendung und Langeweile. Gerade junge Hunde neigen dann gerne dazu, mit der Tapete zu spielen.
Ursachen herausfinden und beheben
Welche der genannten Ursachen nun genau der Grund für die Bearbeitung der Tapete durch Katze und Hund ist, sollten Haustierbesitzer durch die nachfolgend aufgeführten Tipps herausfinden.
Sind geeignete Kratzmöglichkeiten für die Krallenpflege im Raum vorhanden? Experten empfehlen pro Katze eine separate Kratzsäule. Kratzsäulen deshalb, damit sich die Katze senkrecht aufrichten kann, was sie auch tut, wenn sie ihre Krallen an der Tapete wetzt. Die Kratzsäule muss dabei absolut stabil stehen, denn wenn sie nachgibt und umfällt, wird sich der Stubentiger bald andere Kratzgelegenheiten suchen. Weiterhin wollen Katzen auch bei der Krallenpflege alles im Blick haben, weshalb ein Kratzbaum nach Möglichkeit so platziert wird, dass die Katze den Raum überschauen kann.
Lässt sich beobachten, dass eine Katze kurz nach Ankunft von neuen Katzen erstmals die Tapete bearbeitet, so kann mit großer Wahrscheinlichkeit ein Markierungsverhalten angenommen werden.
Beobachten ist auch ein gutes Stichwort für Stressfaktoren, Langeweile oder ein Aufmerksamkeitsdefizit. Nimmt die Katze die Tapete beispielsweise provokativ bei Anwesenheit von Frauchen oder Herrchen in Angriff, so will sie damit die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Hier ist die richtige Reaktion entscheidend. Wer die Katze von der Tapete verscheucht, wird das gleiche Szenario wieder erleben, denn die Katze hat ja ihr Ziel erreicht, so oder so. Besser ist es, das Kratzspiel an der Tapete zu ignorieren und stattdessen den Blick mit einem Leckerli auf die Kratzsäule zu lenken und die Katze zu loben und zu schmusen, wenn sie die Kratzsäule zum Krallenschärfen nutzt. Hier braucht es aber auch ein wenig Geduld, damit die Katze die Umgewöhnung verinnerlicht.
Achten Sie darauf, ob die Katze in bestimmten Situationen angst- oder stressbedingt an die Tapete geht, z.B. bei einem hohen Lärmpegel oder wenn fremde Personen die Wohnung betreten.
Ist die Tapete wiederkehrend bearbeitet, wenn Sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommen, so können Langeweile und fehlende Beschäftigung Gründe für die kratzende Tapetenkunst sein. Intelligentes Katzenspielzeug findet sich im Handel in reicher Auswahl und ist einen Versuch wert.
Hunde nutzen die Tapete oftmals ebenfalls aus Langeweile oder, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dahinter können sich aber auch tiefergehende Erziehungsprobleme oder Krankheiten verstecken. Dies ist individuell herauszufinden und abzuklären.
Auf die Gegenmaßnahmen, wie Sie die Tapete schützen können, wollen wir an dieser Stelle nicht ausführlich eingehen, denn dazu finden sich in den zahlreichen Foren für Haustierbesitzer und Katzenhalter ausreichend Tipps. Wie die Erfahrung gezeigt hat, sind viele der „Lösungen“ jedoch eher Glückssache und helfen längst nicht bei jeder Katze und jedem Kratzproblem. Auch Maßnahmen wie Plexiglasverkleidungen und Sisalmatten oder Kratzbretter an den exponierten Wandstellen dürften für Freunde der exklusiven Wandgestaltung keine Option sein. Und außerdem werden Tapetenflächen mitunter wahllos „behandelt“, was diese Maßnahmen also gleichermaßen wieder ausscheiden lässt.
Wir raten: Nehmen Sie Ihr Haustier wahr und ernst, denn es bedeutet auch Verantwortung und ist nicht nur ein treuer und kuscheliger Hausgeselle. Aufmerksamkeit, Erziehung und Lernprozesse sind wichtig und unerlässlich, damit ein harmonisches Miteinander gelingt. Dazu finden sich viele Tipps in der Literatur und in den Online-Medien, aber auch speziell ausgebildete Fachleute, insbesondere für Hunde, können hier helfen. Die Ursachenforschung und Behebung ist der erste Schritt in Richtung unversehrte Tapete. In Sachen Tapete müssen Sie dem Tier zu verstehen geben, dass Kratzen an selbiger tabu ist und auch geahndet wird. Zeigen Sie dem Tier die Alternativen auf und loben oder belohnen Sie es, wenn es Kratzbaum oder Kratzsäule nutzt.
Tapeten, mit denen Sie es als Haustierbesitzer versuchen können
Wir geben keine Garantie, dass unsere Empfehlungen für Tapeten auch tatsächlich in der Praxis funktionieren, denn dazu ist das Phänomen des Tapetenkratzens einfach zu vielschichtig und leider auch zu unberechenbar. Aber vielleicht ist ja die eine oder andere Tapetenlösung für Sie doch wirkungsvoll.
- Wählen Sie Tapeten mit glatter Oberfläche, die den Tieren keine „Angriffsfläche“ bieten. Strukturen verleiten zum Kratzen.
- Katzen sind echte Papierfans, daher kann es sinnvoll sein, zu einer Vliestapete oder Vinyltapete mit glatter oder beschichteter Oberfläche zu greifen.
- Bekannt ist, dass Katzen das metallische Gefühl von Alufolie nicht mögen. Metallic-Tapeten könnten eine Option sein.
- Hochwertige Mustertapeten können Sie zusätzlich mit einem Überzug aus "Elefantenhaut" (bzw. Latex-Farbe) versehen. Der transparente Schutzanstrich bildet einen glatten Oberflächenfilm, macht die Tapete abwaschbar und beugt so auch Verschmutzungen vor.
- Tapeten aus Naturfasern wie Sisal, Bast, Leinen, Jute diversen Gräsern eignen sich aufgrund ihrer groben Oberflächenstruktur nicht für Hausbesitzer, da sie geradezu einladen. Auch Textiltapeten sowie Tapeten mit Glasperlen oder Glittereffekten sind ungeeignet.
Anmerkung zu Fernhaltesprays und ätherischen Duftstoffen zum Tapetenschutz
Als häufiger Tipp, um Katzen vom Kratzen an der Tapete abzuhalten, werden Fernhaltesprays und ätherische Duftöle empfohlen. Dabei ist aber zu beachten, dass diese Sprays durch ihre Stoffzusammensetzung die Tapete ebenfalls beeinträchtigen können. Wie der Name schon sagt, enthalten Duftöle ölige Substanzen, die selbst durch Verdünnung und Aufbringung durch Sprühstöße fettige Fleckstellen hinterlassen können.
Auch die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe von Fernhaltesprays ist für den Laien unklar, weshalb gerade beschichte Tapetenoberflächen oder Tapeten, die mit Elefantenhaut überzogen sind, dadurch angegriffen werden können.
Wenn Sie diese Maßnahmen ins Auge fassen, testen Sie das Mittel zunächst an einer unauffälligen Stelle, z.B. hinter dem Sofa, und warten Sie ab, ob sich optische Auffälligkeiten zeigen. Da Katzen bevorzugt Tapete nahe dem Türrahmen angehen, weil sie sich daran oft abstützen, um aufrecht zu kratzen, ist das Aufbringen des entsprechenden Mittels am Rahmen selbst eine Option, wobei auch hier je nach Material und Oberflächenbehandlung keine Garantie gegeben werden kann, dass Flecken ausbleiben.