Tapezierwerkzeuge im Detail: Tapetenschaber und Malerspachtel

Tapezierwerkzeuge im Detail: Tapetenschaber und Malerspachtel

Vor das Tapezieren haben die Götter in den meisten Fällen das Entfernen der alten Tapeten gestellt. Und das kann echt zu einer Geduldsprobe und einer Nervenangelegenheit werden. In nicht wenigen Altbauten findet so manch neuer Bewohner gleich mehrere Schichten Papiertapeten oder/und Farbreste, an die er ran muss.

Tapetenschaber oder Malerspachtel kommen für die „leichteren“ und normalen Fälle in Frage, mit denen die Entfernung in der Regel sehr gut funktioniert. Bei hartnäckigen Tapeten- und Farbresten ist die Entfernung mittels Dampfreiniger eine Option.

Bei den Malerprofis kommt der Malerspachtel in seiner klassischen Ausführung mit konisch geformtem Edelstahlblatt und Holzgriff/Kunststoffgriff zur Tapetenentfernung bevorzugt zum Einsatz. Der Privatanwender, der selbst tapeziert, greift immer häufiger zum Tapetenschaber. Welches Werkzeug sich am besten eignet, muss jeder selbst für sich herausfinden, denn ein gutes Ergebnis liefert jede Ausführung bei richtiger Anwendung.

Der Tapetenschaber und seine Ausführungen

Den Tapetenschaber gibt es in der manuellen und elektronischen Ausführung. Beide Werkzeuge sind nicht nur zum Abschaben von Tapeten und Farben, sondern auch für die Entfernung von Kleberesten und sonstigen hartnäckigen Anhaftungen auf Glas, Böden oder Fliesen einsetzbar.

Manueller Tapetenschaber

Der manuelle Tapetenschaber gleicht in seiner Form der eines Einwegrasierers oder eines Eiskratzers für das Auto. Er ist aus Metall gefertigt und hat einen gummierten Griff. Das Werkzeug verfügt über einen Klingenhalter, der mit auswechselbaren rechteckig-länglichen Klingen bestückt wird. Der Markt bietet den Schaber mit Gesamtlängen von 20 cm bis 60 cm an, je nach Modell kann die Länge durch einen Teleskopstiel variiert werden. Die Klingenbreite beträgt je nach Ausführung 10 oder 15 cm. Auch beim Gewicht unterscheiden sich die Tapetenschaber, was für das Handling nicht unwichtig ist. Die kürzeren Modelle mit einer Klingenbreite von 10 cm bringen etwa 150 bis 250 g auf die Waage, während die langen Exemplare durchaus mit 500 g markanter in der Hand wiegen. Der Preis für dieses Kratz- und Schabwerkzeug liegt zwischen 5 und 20 Euro.

Tapetenschaber1

Die Klingen müssen ausgewechselt werden, wenn die Schabkraft nachlässt. Ersatzklingen kosten je nach Modell zwischen 2 und 4 Euro in der 10er Packung. Zum Auswechseln befinden sich am Klingenhalter eine oder zwei Schrauben. Es sind auch Klingen mit einer stumpfen Seite zum Abstoßen gröberer Elemente und einer geschliffenen Seite für kleinere Feinarbeiten erhältlich.

Einige Tapetenschaber werden mit Kunststoff-Korpus angeboten. Allerdings besteht bei diesen Billigmodellen die Gefahr, dass es schnell zum Materialbruch kommt. Weiterhin gibt es auch die Einwegmodelle, bei denen die Klinge nicht ausgewechselt werden kann. Von diesem Billigkauf raten wir ebenfalls ab, da es keine wirtschaftliche und sinnvolle Investition ist. Zeigt sich die fest integrierte Klinge von Anfang an unscharf, ärgert der Fehlkauf gleich doppelt.

Elektrischer Tapetenschaber/Elektroschaber

Der elektrische Tapetenschaber, auch als Elektroschaber oder Elektrospachtel bezeichnet, ist ein Universaltalent für viele Einsatzbereiche. Er beseitigt verschiedenste Materialien und ist auch als Schnitz- und Glättwerkzeug einsetzbar. Der Betrieb erfolgt über ein Netzkabel. Herzstück ist der motorbetriebene Korpus mit einer Nennleistung von 200 bis 250 Watt. Der Elektroschaber kann mit verschiedenen Aufsätzen wie Spachtel, Messer oder Balleisen versehen werden. Die Aufsätze lassen sich bequem mittels Einsteck-/Einrastfunktion anbringen und sind schnell ausgetauscht.

Elektroschaber

Den Kraftaufwand für das Schaben von Tapeten übernimmt das Gerät, das allerdings mit etwas über einem Kilo Gewicht schon einiges auf die Waage bringt und körperliche Kraft beim Halten erfordert. Über einen längeren Zeitraum angewendet, ermüdet das den Arm. Zudem kostet es auch Strom, was aber angesichts der alternativen anstrengenden Schabarbeit mit einem manuellen Werkzeug wohl eher zu vernachlässigen ist.

Die Arbeitsgeschwindigkeit lässt sich bei den hochwertigen Geräten in mehreren Intervallen von kontrolliertem bis hin zu schnellem Materialabtrag einstellen. Die Preise für diese Werkzeuge liegen zwischen 70 und 200 Euro, die Erstausstattung an Aufsätzen ist vielfach inbegriffen. Die einzelnen Aufsätze lassen sich bedarfs- und gerätespezifisch nachkaufen.

Einsatz und Anwendung des Tapetenschabers

Der manuelle wie auch der elektrische Tapetenschaber sind dafür gedacht, Papier- oder locker anhaftende Farbreste zu entfernen. Meist betrifft das bei Papiertapeten die unterste Schicht, die bei spaltbaren Tapeten fest mit der Wand verbunden ist und sich meist nur in kleinen Stücken lösen lässt. Die Tapete bzw. die Makulatur bei spaltbaren Tapeten wird zunächst mit einer Lauge aus warmem Wasser und Spülmittel gut befeuchtet. Bei dicken Strukturtapeten muss die Tapete ggf. mit einer Igelwalze perforiert werden, damit die Feuchtigkeit zum Anlösen des Kleisters besser eindringen kann (siehe unsere Anleitung Wie entferne ich alte Tapeten). Nach einer kurzen Einwirkzeit kann dann mit dem Tapetenschaber Hand angelegt werden. Am besten beginnt man an den Seitenrändern, die sich oft als erstes lösen und arbeitet sich vor. Die Klinge wird im leicht spitzen Winkel angesetzt und das Werkzeug nach vorne geschoben. Der Vorteil des Tapetenschabers liegt darin, dass die scharfe Klinge die Unterseite der Tapete besser aufgreifen kann als ein Malerspachtel.

Wer vorher noch nie einen Tapetenschaber benutzt hat, wird erst ein Gefühl dafür entwickeln müssen, sprich: am Anfang ist etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn es sich jedoch um ein gutes Werkzeug handelt, hat Mann oder Frau den Dreh schnell raus. Im Gegensatz zum Malerspachtel wird weniger Druck benötigt und auch die Gefahr sinkt, die Wand zu beschädigen. Vorausgesetzt, die Klinge wird richtig angesetzt und geführt. Die motorbetriebenen Geräte erledigen die Schabarbeit zwar von alleine, dafür braucht es jedoch zum Halten Kraft.

Malerspachtel und Abscherspachtel

Der klassische Malerspachtel mit konischem rostfreiem Edelstahlblatt und einem kurzen Holz- oder Kunststoffgriff ist in verschiedenen Blattbreiten und Grifflängen erhältlich. Der wesentliche Unterschied besteht im Arbeitsgefühl. Scharfe Klingen wie beim Tapetenschaber signalisieren von vorneherein: Vorsicht. Beim Malerspachtel wird daher meist mit stärkerem, teils unkontrolliertem Druck gearbeitet, was dann zu unschönen Beschädigungen am Untergrund führt, die später wieder mühevoll ausgebessert werden müssen.

Malerspachtel

Die Vorteile des Malerspachtels liegen auf der Hand: Einmal angeschafft, kann er ein Leben lang eingesetzt werden, wenn er nicht gerade unter arg feuchten Bedingungen lagert. Denn das hält auch ein rostfreier Spachtel nicht aus. Er verursacht also keinerlei Folgekosten wie der Tapetenschaber mit seinen Klingen. Er liegt leicht in der Hand und die Bedienung ist prinzipiell ebenso kinderleicht. Vor allen Dingen ist es aber eine Gewohnheitsfrage.

Für alle, die auf den Malerspachtel nicht ganz verzichten wollen, bietet sich der Abscherspachtel an, der ebenfalls unter den Malerwerkzeugen zu finden ist. Auch er weist ein konisches, jedoch leicht gewölbtes und verstärktes Stahlblatt auf und ist mit verschiedenen Blattbreiten erhältlich. Die Wölbung erleichtert das Abschaben, insbesondere wenn es um dickere Tapeten- oder Farbschichten geht. Sie verhindert trotz kraftvollem Einsatz auch wesentlich effektiver etwaige Beschädigungen am Untergrund.

Abscherspachtel mit Klinge

Der Produktmarkt macht es uns heute nicht gerade einfach, den Durchblick zu behalten, bei den vielen Begriffen, die auch unterschiedlich ausgelegt werden. Ähnlich wie der Tapetenschaber ist der Abscherspachtel auch mit auswechselbarer Klinge erhältlich. Er weist einen sehr kurzen Kunststoffgriff auf, die Klingenbreite liegt hier bei 10 cm.

Abscherspachtel-mit-Klinge

Der Abscherspachtel mit Klinge vereint Vorteile von Tapetenschaber und Malerspachtel. Man muss sich allerdings wie mit dem Malerspachtel im gegebenen Radius vorarbeiten, während der Tapetenschaber mit längerem Stiel ein bequemes Handling in verschiedenen Höhenstufen erlaubt.

Fazit

Letztlich ist es eine ganz persönliche Entscheidung, welches dieser Werkzeuge zum Tapeten entfernen gewählt wird. Wichtig ist nur, dass Sie damit effektiv und zügig arbeiten können. Daher empfiehlt sich die Probe aufs Exempel. Denn nur wenn Sie selbst die einzelnen Möglichkeiten testen, können Sie eine profunde Aussage treffen. Generell können alle genannten Werkzeuge zum Einsatz kommen und zeigen auch in der Praxis allesamt erfolgreiche Ergebnisse.