Kann ich Tapeten überstreichen?

Lieber Markus
Die Antwort auf die häufig gestellte Frage, ob man Tapeten überstreichen kann, könnte je nach den Umständen sowohl ja als auch nein lauten. Generell ist es ein Ja, denn mit der richtigen Vorbereitung ist es möglich, alte Tapeten zu überstreichen, aber es ist alles andere als die ideale Lösung. Und zwar aus folgenden Gründen:

• Das in der Farbe enthaltene Wasser kann dazu führen, dass sich die alte Tapete von der Wand löst und Luftblasen entstehen.
• Selbst wenn die Tapetennähte flach und mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind, werden sie nach dem Auftragen einer Farbschicht mit Sicherheit sichtbar werden.
• Die Oberflächenbeschichtung der Tapete verhindert, dass die Farbe an Ort und Stelle bleibt (wie es bei einer bloßen Wand der Fall wäre). Sie haftet zwar anfangs, aber irgendwann, z.B. sobald Druck auf eine bestimmte Stelle ausgeübt wird, beginnt sie sich abzulösen.
• Der Tapete wird eine weitere Schicht hinzugefügt, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie sich irgendwann ablöst.
• Wenn Sie die Tapete einmal überstrichen haben, lässt sie sich später nur sehr schwer wieder entfernen.

Es könnte natürlich sein, dass Sie die Tapete trotz aller oben genannten Gründe nicht zuerst ablösen möchten. Wenn dies der Fall ist, müssen Sie die Wand gründlich vorbereiten. Bevor wir anfangen, gibt es einige Aspekte, die beachtet werden müssen:

Überprüfen Sie zunächst die Tapete auf Beschädigungen. Wenn die Tapete Löcher, Dellen oder auffällige Kratzer hat, kann die Farbe diese nicht überdecken.

Vergewissern Sie sich darüber hinaus, dass Sie es nicht mit einer Vinyltapete zu tun haben. Es ist zwar technisch möglich, Vinyl zu überstreichen, wenn vorher eine Haftgrundierung aufgetragen wird, aber die Farbe wird auf dieser Art von Oberfläche nie wirklich gut aussehen.

Sobald Sie diese Fragen beantwortet haben, kann es losgehen:

1. Reinigen Sie die Wandoberfläche
   Auf der Oberfläche der Tapete haben sich jahrzehntelang Staub und Schmutz angesammelt. Igitt! Bevor Sie mit dem Grundieren der Wand beginnen können, müssen Sie diese Verschmutzungen loswerden. Dazu verwenden Sie am besten ein Reinigungsmittel wie Seifenlauge oder Trinatriumphosphat. Um zu vermeiden, dass die Oberfläche durchnässt wird, geben Sie das Reinigungsmittel auf einen Schwamm und wischen damit vorsichtig über die Tapete. Weichen Sie ein sauberes Tuch in kaltem Wasser ein, drücken Sie es aus, bis es kaum noch feucht ist, und entfernen Sie dann das Reinigungsmittel von der Wand.
2. Versiegeln Sie die Übergänge mit Acryl
   Tragen Sie entlang der Nähte, der Kanten der Wände und der Decke sowie der Sockelleiste zum Abdichten eine dünne, transparente Acryl-Schicht auf. Dadurch wird verhindert, dass die Feuchtigkeit der Farbe unter die Tapete gelangt und den Halt des Klebers beeinträchtigt.
3. Bereiten Sie die Wand mit einer Grundierung auf Ölbasis vor
   Nun wird es Zeit, eine Grundierung auf die Wand aufzutragen. Verwenden Sie dazu stets eine Grundierung auf Ölbasis, denn sie bildet die Schicht, auf der die Farbe haften kann. Eine Grundierung auf Wasserbasis würde von der Oberfläche absorbiert werden, so dass die Gefahr besteht, dass sich die Tapete von der Wand löst. Um ein gleichmäßigeres Ergebnis zu erzielen, können Sie eine zweite Schicht Latexgrundierung auftragen.
4. Streichen Sie die Wand
   Wenn Sie die Wand ordnungsgemäß grundiert haben, können Sie jede Art von Farbe verwenden. Wir empfehlen jedoch, für den Deckanstrich Latexfarbe zu verwenden, um ein optimales Resultat zu gewährleisten. Sie benötigen zwei Anstriche. Der erste zieht in die Oberfläche der Tapete ein und ist daher nicht farbgetreu. Die zweite Schicht (die Sie auftragen können, sobald die erste Schicht vollständig getrocknet ist) wird das gewünschte Farbergebnis bringen.

Deine Tapetenexpertin
Isabel