Muss man Gipskartonwände vor dem Tapezieren grundieren?

Cameron
5. Januar 2024
Liebe Isabel,

meine Frau und ich sind dabei, unser neues Haus zu renovieren, und wir möchten die meisten Wände tapezieren. Wir haben überall Gipskartonwände und ich möchte gern wissen, ob ich sie vor dem Tapezieren grundieren sollte. Wenn das der Fall ist, muss ich dann irgendwelche besonderen Regeln befolgen? Bitte antworten Sie mir so schnell wie möglich, da ich nächste Woche anfangen muss!

Cameron,
Boise, Idaho, USA
Isabel, Tapeten Experte
5. Januar 2024

Hallo Cameron,

nur keine Sorge, ich bin für Sie da. Die Antwort ist ein klares Ja. Lassen Sie uns das im Detail betrachten:


Sollte ich Gipskartonwände vor dem Tapezieren grundieren?

Auf jeden Fall! Selbst neue und glatte Gipskartonwände sind sehr porös. Wenn Sie eine Tapete darauf anbringen, ohne vorher zu grundieren, werden Sie sie nicht wieder entfernen können, ohne die Wand zu beschädigen. Zunächst einmal sollten Sie sich vergewissern, ob es sich bei Ihren Wänden um Gipswände oder Trockenbauwände handelt.


Was ist der Unterschied zwischen Trockenbau und Gips?

Gips- und Trockenbauwände sind die gebräuchlichsten Formen von Innenwänden.

In Nordamerika werden Gipswände noch manchmal durch das Anbringen von Holzleisten auf die Wandständer hergestellt, die dann mit einer Mischung aus Wasser und Zement, Gips oder Kalk bedeckt werden. Im Vergleich dazu bestehen Trockenbauwände aus Gipsputz, der zwischen zwei dicke Papierbahnen in Plattenform gepresst wird.

In Europa und in vielen anderen Teilen der Welt wird Gips mit Kalk oder Zement unter Zugabe von Wasser und Sand hergestellt. Er wird in Form eines trockenen Pulvers geliefert, dem Wasser hinzugefügt wird, um ihn in eine dicke Paste zu verwandeln, bevor er auf "nackte" Ziegelwände aufgetragen wird. Bei Trockenbauwänden wird eine Mischung aus Gips, geschreddertem Papier, einem Schaummittel, einigen Zusatzstoffen und natürlich Wasser verwendet. Das Material wird manchmal auch als Gipskarton oder Gipsplatte bezeichnet.


Wie kann ich feststellen, ob meine Wände aus Trockenbaumaterial oder Gips bestehen?

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Wände aus Trockenbau oder Gips bestehen, können Sie wie folgt vorgehen:

  • Klopfen Sie an die Wand
    Wenn es sich hohl anhört und anfühlt, klopfen Sie höchstwahrscheinlich an eine Trockenbauwand. Fühlt sich die Wand stattdessen härter und fester an und gibt kaum Geräusche von sich, ist es wahrscheinlicher, dass es sich um Gipsputz handelt.
  • Verwenden Sie eine Reißzwecke
    Drücken Sie an einer unauffälligen Stelle eine Reißzwecke in die Wand. Wenn sie sich leicht eindrücken lässt und die Wandfläche keinen Riss aufweist, handelt es sich um Trockenbau. Andernfalls handelt es sich wahrscheinlich um Gipsputz.
  • Prüfen Sie, wann das Haus gebaut wurde
    In Nordamerika bestehen moderne Häuser meist aus Trockenbauwänden, wobei diese erst in den 1940er Jahren populär wurden. Wenn Ihr Haus vor dieser Zeit gebaut wurde und keine größeren Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Wände aus Gipsputz bestehen. In Häusern, die nach den 1970er Jahren gebaut wurden, finden Sie höchstwahrscheinlich Trockenbauwände.
    In Europa bestehen moderne Häuser in der Regel aus Trockenbauwänden (Innenwände) und aus Putz auf Ziegeln (Außenwände und tragende Wände). Bei älteren Häusern ist es möglicherweise nur Putz auf Ziegeln.

Drei Personen bereiten Wände mit Grundierung vor dem Tapezieren vor


Welche Grundierung sollte ich für meine Gipswände wählen?

Unabhängig davon, ob es sich bei Ihren Wänden um Trockenbauwände oder verputzte Gipswände handelt, empfehle ich eine lösungsmittelfreie Tiefengrundierung. Diese Art von Grundierung auf Wasserbasis ist die beste Wahl für Innenwände, da sie geruchsneutral ist und während der Verarbeitung keine besonderen Schutzmaßnahmen erforderlich sind.


Wie bringe ich Tapetengrundierung auf Gipswänden an?

Für das Auftragen der Tapetengrundierung benötigen Sie viele der Werkzeuge, die Sie auch für das Anbringen von Tapeten verwenden würden:

  1. Schleifpapier
  2. Farbwanne
  3. Farbrolle
  4. Pinsel
  5. Spachtel
  6. Schraubendreher
  7. Spachtelmasse
  8. saubere Lappen

Alles von der Wand entfernen
Schrauben Sie Wandplatten, Steckdosenabdeckungen, Lampen und alle anderen Hindernisse von der Wand ab.

Alle Unebenheiten abschleifen und kleine Lücken und Risse füllen
Reiben Sie vorsichtig mit der Hand über die Wand, um Unebenheiten zu ertasten, und schleifen Sie diese mit feinem Schleifpapier leicht ab. Falls Sie kleine Risse oder Spalten entdecken (die bei alten Gipswänden häufig vorkommen), füllen Sie diese mit Spachtelmasse.

Hand fühlt unebene Stellen auf einer Wand für das Spachteln
Hand schleift Wandunebenheiten vor dem Tapezieren
Bilder mit freundlicher Genehmigung von „The Wallpaper Lady's Blog“

Die Wandoberfläche reinigen
Wischen Sie die Wände mit einem leicht befeuchteten Tuch ab. Achten Sie dabei darauf, dass das Tuch kaum feucht/fast trocken ist. Öffnen Sie das Fenster und warten Sie, bis die Wände vollständig getrocknet sind.

Hand wischt Wand mit feuchtem Schwamm vor dem Tapezieren
Bilder mit freundlicher Genehmigung von „The Wallpaper Lady's Blog“

Mit den Ecken beginnen
Streichen Sie die Grundierung mit einem Pinsel vorsichtig um die Kanten der Gipswand herum, so dass ein etwa 10 cm breiter Rahmen entsteht.

Die Grundierung mit der Farbrolle auftragen
Gießen Sie nun die Grundierung in die Farbwanne. Tränken Sie die Rolle mit der Grundierung und wischen Sie überschüssige Flüssigkeit in der Farbwanne ab, bevor Sie das Produkt auf die Wand auftragen. Tragen Sie eine dünne Schicht gleichmäßig und lückenlos auf die Wand auf.

Bis zur vollständigen Trocknung warten
Auch wenn Tapetengrundierung normalerweise in weniger als einer Stunde trocknet, sollten Sie immer eine Trocknungszeit von 24 Stunden einhalten, bevor Sie mit dem Tapezieren beginnen.


Gibt es eine kostengünstigere Alternative zu teurer Grundierung?

Ja, viele Tapezierer verwenden verdünnten Tapetenkleister, um die Wände vor dem Tapezieren zu grundieren. Da verdünnter Kleister dünnflüssig ist, zieht er in die Wand ein und versiegelt sie. Das ist eine preiswerte Alternative zu handelsüblicher Grundierung, und es gibt eigentlich nichts daran auszusetzen. Allerdings gibt es ein paar Punkte, die Sie beachten sollten:

  • Sie sollten immer denselben Kleister verwenden, den Sie auch zum Tapezieren benutzen werden.
  • Es wird schwieriger sein, die Wand anschließend zu schleifen.
  • Die Tapetenbahnen kleben beim Anbringen schneller an der Wand an. Das kann den Tapeziervorgang erschweren und birgt zudem die Gefahr, dass sich die Tapete verzieht. Dies birgt vor allem Probleme, wenn die Tapete, die Sie anbringen wollen, ein komplexes Muster hat, das Sie von Bahn zu Bahn anpassen müssen.

Gibt es einen Unterschied zwischen einer „nackten“ Gipswand und einer zuvor gestrichenen Gipswand?

Eigentlich nicht. Solange die Farbe intakt ist, können Sie eine zuvor gestrichene Wand genauso behandeln wie eine unbehandelte Gipswand. Ich empfehle, vorher einen kleinen Test zu machen, um den Zustand des Anstrichs zu überprüfen: Wählen Sie eine unauffällige Stelle an der Wand und schleifen Sie diese an, um zu sehen, ob sich die Farbe ablöst. Ist dies der Fall, müssen Sie die Farbe zunächst entfernen, da sich die Tapete sonst nach dem Aufhängen ablöst.

Deine Tapetenexpertin
Isabel