Kann ich über eine Raufasertapete tapezieren?

Pierre
23. Januar 2024
Ich brauche die Hilfe einer Tapetenexpertin!!
Wir sind in die alte Wohnung meiner Großmutter eingezogen und dort sind überall Raufasertapeten! Sie muss sie vor über 40 Jahren angebracht haben, und sie sehen einfach total altmodisch aus. Ich muss unbedingt etwas dagegen tun. Ich habe keine Ahnung, was mit der Wand passiert, wenn ich versuche, die Tapete zu entfernen. Kann ich sie einfach übertapezieren?

Pierre,
Arles, Frankreich
Isabel, Tapeten Experte
23. Januar 2024

Armer Pierre,
ich fühle mit Ihnen. Alte Raufasertapeten waren in den 1970er und 1980er Jahren sehr beliebt und leider sind sie zum Teil immer noch nicht ersetzt worden. Ich teile Ihre Besorgnis: Ohne zu wissen, wie die Tapete ursprünglich angebracht wurde, könnte das Entfernen ein riskantes Unterfangen sein. Deshalb ist die Versuchung, sie einfach zu übertapezieren, durchaus verständlich. Lassen Sie uns das im Detail besprechen:


Kann ich neue Tapeten über alte Raufasertapeten kleben?

Das Problem beim Tapezieren über Raufaser ist, dass die Oberfläche der neuen Tapete aufgrund der Beschaffenheit der Raufaser nicht glatt aussieht und kleine Unebenheiten sichtbar bleiben. Das wollen Sie doch nicht wirklich, oder?! Wie die meisten Tapetenprofis empfehle auch ich, Raufasertapeten vor dem Anbringen eines neuen Modells immer zu entfernen.


Warum ist es besser, Raufasertapeten zu entfernen?

Das Übertapezieren alter Tapeten stellt immer eine Herausforderung dar, und Raufaser ist da keine Ausnahme:

  • Raufaser wurde entwickelt, um Unvollkommenheiten und Mängel an der Wand zu kaschieren, und hat daher eine unebene Oberfläche, die für neue Tapeten eine schlechte Haftgrundlage bildet.
  • Im Laufe der Jahre haben sich auf den Raufasertapeten aufgrund ihrer unebenen Oberfläche unweigerlich Schmutzablagerungen, Staub oder sogar Schimmel angesammelt. Das kann zu einem muffigen Geruch führen, der auch beim Übertapezieren nicht verschwindet.
  • Raufasertapeten sind an sich bereits recht schwer. Wenn Sie nun darüber eine zweite dicke Tapetenschicht anbringen, erhöht sich das Risiko, dass der alte Kleister nicht mehr hält und sich die Tapeten von der Wand lösen. Gegen die Schwerkraft kommt man einfach nicht an.

Wie kann ich alte Raufasertapeten ablösen?

Es gibt verschiedene Methoden, um alte Raufasertapeten von der Wand zu entfernen, und jeder Fachmann hat dabei seine eigenen Vorlieben. Die drei gängigsten Methoden sind:

  1. Mit einem Dampf-Tapetenentferner/Dampf-Tapetenablöser
    Wenn Sie es eilig haben, ist dies die schnellste Methode zum Ablösen von Raufaser. Aber Achtung, sie ist recht arbeitsintensiv. Erwerben Sie ein qualitativ hochwertiges Dampfgerät. Sparen Sie nicht an der falschen Stelle und kaufen Sie kein billiges Modell - Sie würden es mit Sicherheit später bereuen. Bei dieser Methode ist es sehr wichtig, die Oberfläche der Raufasertapete mit einem Nagelroller (auch Tapetenigel genannt) zu perforieren, damit der Dampf darunter gelangen und den Kleber auflösen kann. Weichen Sie die so aufgeraute Oberfläche mit etwas Seifenwasser ein und lassen Sie es einwirken. Starten Sie den Dampfreiniger frühzeitig, da er einige Zeit braucht, um sich aufzuwärmen, und beginnen Sie dann, die Oberfläche mit einer Hand zu bedampfen, während Sie mit der anderen Hand die alte Raufasertapete mit einem Spachtel abkratzen.
  2. Mit warmer Seifenlauge
    Das Verfahren ist in etwa dasselbe wie oben beschrieben, nur ohne das Dampfgerät. Nehmen Sie sich die Zeit, die Raufasertapete mit dem Tapetenwolf bzw. einer Stachelwalze zu bearbeiten und sie dann mit warmem Seifenwasser einzuweichen, bevor Sie mithilfe eines Schabers oder Tapezierspachtel die manuelle Entfernung vornehmen. Aufgrund der Dicke der Raufaser ist dies keine leichte Aufgabe. Sie können es sich leichter machen, indem Sie zunächst einen Tapetenablöser auftragen. Sie müssen den Vorgang mindestens zweimal wiederholen, um alle Reste der Raufasertapete zu entfernen.
  3. Tapetenablöser-Gel verwenden
    Auch bei dieser Methode, die der oben beschriebenen unter Verwendung von Tapetenlöser nicht unähnlich ist, rauen Sie zunächst die Oberfläche der alten Tapete auf. Anstatt die Wand mit einer Flüssigkeit zu behandeln, verwenden Sie jedoch ein Gel, das an der Raufasertapete haftet und dessen Wirkstoffe in die Oberfläche eindringen. Tragen Sie das Gel mit einem Pinsel oder einer Rolle auf und warten Sie mindestens eine Stunde, bis es sich durch die Tapete und dann durch den Kleber gearbeitet hat. Tragen Sie reichlich Gel auf, denn sonst wird das Abkratzen der alten Tapete mühsam! Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie den Vorgang ein paar Mal wiederholen müssen - vor allem, wenn die Raufasertapete mehrmals überstrichen wurde. Ein Dampfstrahler wäre stets meine bevorzugte Methode.

Wird sich der Putz von der Wand lösen, wenn ich die Raufasertapete entferne?

Wenn die Raufasertapete vor Jahrzehnten angebracht wurde, ist es durchaus möglich, dass ein Teil des Putzes bei der Entfernung abfällt. Nach den vielen Jahren ist die Raufasertapete Teil der Wandstruktur geworden. Aber wenn der Putz so alt und beschädigt ist, dass er beim Entfernen der Tapete abfällt, ist es sowieso Zeit für eine Renovierung.


Was kann ich tun, wenn ich zur Miete wohne und nicht riskieren kann, die Wände zu beschädigen?

Wenn Sie keine andere Möglichkeit haben, als über die Raufaser zu tapezieren, gibt es einige Möglichkeiten, die Sie ausprobieren können:

  • Verwendung einer sehr dicken Tapete
    Durch die Verwendung einer dicken, vinylbeschichteten Tapete in Kombination mit Kleister mit einem Anteil Dispersionsklebstoff wird die Raufaser abgedeckt und eine recht glatte Oberfläche hergestellt. Allerdings stellt das Gewicht ein Risiko dar, da eine schwere Tapete mit einem ohnehin bereits dicken Material kombiniert wird, das schon seit Jahrzehnten an der Wand hängt.
  • Raufaser abschleifen und Tapete anbringen
    Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Raufaser mit einer elektrischen Schleifmaschine und feinkörnigem Schleifpapier abzuschleifen. Nach dem Abschleifen können Sie die Raufaser mithilfe eines Kleisters mit einem Anteil Dispersionsklebstoff mit einer dicken Makulaturtapete (Malervlies) überkleben. Auch hier sind die Risiken dieselben wie bei der ersten Methode.

Deine Tapetenexpertin
Isabel